NEWS

Zum tausendsten mal: Ein Bericht von der 1000. Mittwochsdemo in Seoul

Dicht an dicht gedrängt in der bitteren Kälte: an der 1000sten Demo am 14.12.2011 in Seoul nahmen trotz der kalten Temperaturen mehrere tausend Personen teil, unter ihnen auch zwei Mitglieder der AG Trostfrauen. Bereits vor 12 Uhr, dem eigentlichen Beginn der Kundgebung, gab es in der schmalen Straße vor der japanischen Botschaft kaum noch einen Platz zum Stehen oder Sitzen. Zwischen SchülerInnen- und StudentInnengruppen, Vertretern von religiösen und weltlichen Organisationen, Frauengruppen und Gästen aus dem Ausland gab es kaum ein Durchkommen. Wer später kam, wurde von den Ordnern wieder nach Hause geschickt.

 

Zur Demonstration waren eine Reihe verschiedenster internationaler Gruppen angereist – aus den USA, Kanada und auch insbesondere aus Japan waren auch viele Filmteams angereist, die diesen neuen Höhepunkt der Bewegung für die Trostfrauen festhielten. Das Medieninteresse von koreanischer Seite war ebenso enorm – dutzende Reporter und Kamerateams waren vor Ort, um live von den Ereignissen zu berichten.

Das Augenmerk aller galt insbesondere den fünf anwesenden ehemaligen „Trostfrauen“, die trotz ihres hohen Alters auch an diesem Tag wieder vor der Botschaft ausharrten, in der Hoffnung, dass ihnen endlich die seit über 20 Jahren geforderte Entschuldigung und Entschädigung entgegen gebracht werden würde (hier zu sehen: Frau Gil Won-ok, Frau Kim Bok-dong und Frau  Park Ok-seon).

Ein Höhepunkt der Veranstaltung wurde erreicht, als die Betroffenen und ihre UnterstützerInnen gemeinsam die Statue eines sitzenden kleinen Mädchens enthüllten, das seinen Blick fest auf die japanische Botschaft vor sich gerichtet hat. Innerhalb weniger Tage würde dieses Denkmal dann zum Politikum zwischen der japanischen und südkoreanischen Regierung werden, da sich die japanische Botschaft durch die Nähe der Statue zu ihrem Gebäude in ihrer Würde verletzt sieht (siehe dazu etwa einen New York Times-Artikel). In kürzester Zeit aber erfuhr die Statue auch viel Zustimmung von Seitens der Seouler Bevölkerung: Winterkleidungsstücke, Blumen und Kerzen schmückten schon bald die weibliche Figur, die den Besucher zum Verweilen und Nachdenken über das Schicksal der ehemaligen Trostfrauen einlädt.

Bericht zu den Unterstützungsaktionen der 1000. Mittwochsdemonstration der ehemaligen „Trostfrauen“ vor der japanischen Botschaft in Seoul

Demonstration vor der Japanischen Botschaft in Berlin, 14.12.2011


Die Deutschland weite Solidaritätskampagne für die ehemaligen „Trostfrauen“ steht mit 14 Städten an erster Stelle von den Ländern, die weltweit Aktionen durch geführt haben.

Die erste Aktion begann am 5.12. in Hamburg mit der Vorführung des Dokumentarfilms „My Heart Is Not Broken Yet“. Am 7.12. fand solidarisch zur 999. Mittwochsdemonstration vor dem japanischen Generalkonsulat in Hamburg eine Kundgebung statt. Abgeschlossen wurde die Kampagnenwoche mit einer Demonstration im Kölner Stadtzentrum und einer Demonstration vor der japanischem Botschaft in Berlin, die zum Brandenburger Tor führte. Innerhalb von zehn Tagen wurden Deutschland weit Filme gezeigt, Vorträge gehalten, Ausstellungen durchgeführt und Andachten gehalten. Das Thema „Trostfrauen“ und die mangelhafte Aufarbeitung durch die japanischen Regierungen sind somit in das Bewusstsein vieler Menschen in Deutschland gerückt.

In Seoul selber unterstützten bis zu 5000 Menschen die ehemaligen „Trostfrauen“. Die Straße vor der japanischen Botschaft ist so eng, dass nur ca. 3000 Menschen hinein gelassen wurden. Zu der Demonstration in Seoul wird es bald einen gesonderten Artikel geben.

Vor dem Außenministerium in Tokio demonstrierten 1300 Menschen.

Außerdem fanden Aktionen statt in Kanada, den USA, Italien, Australien und in anderen Ländern.

Als Teil der Aktionen in Deutschland wurde aus Korea eine Vertreterin des  Korean Council for the Women Drafted for Military Sexual Slavery by Japan, SON Mi-Hee eingeladen, die in Frankfurt am Main und in Berlin zahlreiche Vorträge  hielt und an Podiumsdiskussionen teil nahm. Außerdem besuchte die Journalistin und Autorin des Foto-Buches „Comfort Women“ Berlin und nahm ebenfalls an einer Podiumsdiskussion teil. Ihr Schwerpunkt sind die indonesischen ehemaligen „Trostfrauen“. Durch diesen Austausch erhoffen wir uns zukünftig u.a. eine bessere Vernetzung  der Organisationen in den betroffenen Ländern.

Von der japanischen Regierung blieb eine Reaktion auf die weltweiten Proteste aus. Lediglich die japanische Botschaft in Seoul hat Beschwerde bei der Stadtverwaltung eingereicht, weil das im Zuge der 1000. Demonstration errichtete Denkmal eines kleinen Mädchens, das auf die japanische Botschaft schaut, als Störung der diplomatischen Ordnung angesehen wird. Eine Entschuldigung und Aufarbeitung  begangener Verbrechen wird verweigert, die Figur eines Mädchens, das an die Gräuel erinnert, wird zum diplomatischen Streitfall.

Filmvorführung im Arsenal Kino, Berlin

Die AG „Trostfrauen“ dankt allen Aktiven, Besuchern und Interessierten der Veranstaltungen und jedem Menschen, der daran mitgearbeitet hat, die nicht bewältigte Vergangenheit der „Trostfrauen“ ins Bewusstsein zu bringen! Jede Person, die über das Problem von Vergewaltigung und Zwangsprostitution spricht, schafft ein Bewusstsein, das den Betroffenen hilft.

Wer nach der 1000. Mittwochsdemonstration weiter aktiv sein möchte, kann gerne die AG „Trostfrauen“ unterstützen – durch Mitarbeit oder durch eine Spende oder einfach durch die Unterschrift auf der Online-Petition. Auch im neuen Jahr wird es Aktionen zur Aufarbeitung des „Trostfrauen“-Themas geben, bei der wir Ihre / Eure Unterstützung brauchen werden.

Han.jung-hwa@koreaverband.de; askold.hitzler@koreaverband.de oder (030) 39 80 59 84

„Haus des Teilens“ und „Korean Council“ rufen auf!

AktivistInnen des „Haus des Teilens“  (eine Einrichtung für überlebende ehemalige „Trostfrauen“, sowie ein Museum in Kwangju, Gyeonggi-do) rufen gemeinsam mit dem „Korean Council for the Women Drafted into Sexual Slavery by Japan“ zu internationalen Solidaritätsaktionen auf. Bis zum 14. Dezember 2011 sollen weltweit verschiedene Kampagnen statt finden. Unter anderem in mehreren Städten Deutschlands – schließen auch Sie sich an!

Erst Ende September ließ ein Mitglied der japanischen Regierung – Shinsuke Sugiyama (Außenministerium) – verlautbaren, dass Japan die Trostfrauen-Frage als gelöst betrachte.  Er regierte dabei auf eine Anfrage der südkoreanischen Regierung, die um bilaterale Gespräche zu dem Thema bat, so berichtete Yonhap News am 3.10.2011.

Gründe genug wird es also auch am 14. Dezember wieder geben, um vor der japanischen Botschaft zu demonstrieren! Ein Korea-Herald-Artikel (vom 26.10.2011) auf Englisch, der sich mit den Vorbereitungen auf die 1000. Demo der ehemaligen „Trostfrauen“ in Seoul befasst, findet sich hier.